KURZGESCHICHTEN
Wer Wind sät...
Was macht es mit einem, wenn man nichts mehr zu verlieren hat? Was, wenn man glaubt nur mit Gewalt noch etwas verändern zu können? Sina Reichelt ist überzeugt davon, dass ihr keine andere Wahl bleibt, als einen Teil des Städtischen Krankenhauses in die Luft zu sprengen, um ihr Anliegen in die Welt zu bringen. Kann Hauptkommissarin Behrens die Geiseln rechtzeitig befreien? Und was für eine Rolle spielt es dass Frau Behrens die Täterin kennt und sie offenbar einige Gemeinsamkeiten haben?
Textauszug:
„Seit ich bei der Kriminalpolizei arbeite, hatte ich es bisher mit drei Geiselnahmen zu tun, alle waren im Rahmen von häuslicher Gewalt.
Drei Ehemänner nahmen ihre Frauen, einmal auch den Sohn als Geisel in der gemeinsamen Wohnung. Alle diese Einsätze hatte ich geleitet und erfolgreich, oder wie es in den Medien gerne heißt, „unblutig“, beendet. Allerdings nicht als Person die verhandelt. Dafür hatten wir die Kollegen von der Verhandlungsgruppe, intern meistens nur VG genannt.
Doch diese Geiselnehmerin die aus dem Krankenhaus angerufen hatte, verlangte explizit nach mir, Kriminalhauptkommissarin Anneke Behrens. Niemanden sonst. Das fühlte sich merkwürdig an. Aber ich hatte keine Ahnung, was es bedeutete. Konnte es nicht genauer beschreiben, dieses Gefühl. 3 Stunden. Es sollten mit die schwärzesten Stunden meines Lebens werden. Kennen Sie das, wenn sie spüren, in jedem Muskel, in jeder Zelle ihres Körpers, dass ihnen eine Sache entgleitet? Sie wollen das um jeden Preis verhindern, es ist das Einzige, was nicht passieren darf und Sie sträuben und wehren sich mit all Ihrer Physis, all Ihrer Energie. Aber die Wahrheit ist schon in Ihnen, in jeder Zelle, wie unsere Endlichkeit.“